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Frau Laumer, Sie sind Dozentin im Teilmodul „Entwicklung neuer Geschäftsmodelle: Ideenfindung und Kreativitätstechniken“.
Die Entwicklung neuer Geschäftsideen und ‑modelle ist doch nur etwas für Super-Kreative, oder?
Laumer
Das kann man so nicht sagen. Jedes Unternehmen kann neue Geschäftsideen entwickeln – auch ohne „Super-Kreative“ an Bord zu haben, sofern denn die richtige Umgebung dafür geschaffen wird. Neben den richtigen Methoden kommt es dabei auch auf Strukturen, Unternehmenskultur und vor allem auch die beteiligten Köpfe an. Manchmal gibt es hausintern gute Ideen, die aber gar nicht erst ans Tageslicht kommen. Eine mangelnde Offenheit oder eine nicht existente Fehlerkultur stellen ein großes Kreativitätshemmnis dar. Auch das Zusammenbringen der richtigen Leute ist entscheidend. Cross-funktionale Teams, die Menschen mit unterschiedlichen Skill-Sets zusammenbringen, erzielen erfahrungsgemäß besonders gute Ergebnisse. Nicht minder wichtig ist es, die richtigen Führungskräfte einzusetzen, denn diese fungieren als Motivatoren und Enabler.
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Das klingt spannend. Welche Methoden und Tools helfen denn auch den weniger kreativen Köpfen?
Laumer
Wichtig ist zunächst eine strukturierte Herangehensweise. Hierfür gibt es z. B. Methoden wie „Design Thinking“ und „Lean Startup“, welche einen vorgegebenen Prozess für die Entwicklung neuer Geschäftsideen haben. Beide beruhen auf dem Prinzip der agilen Entwicklung, bei der man sich Stück für Stück auf Basis von Feedback – meist von potenziellen Kunden – an die Lösung, hier eine neue Geschäftsidee, herantastet. So ist sichergestellt, dass nur Ideen mit tatsächlichem Kundenmehrwert entwickelt werden. Abgesehen davon ist auch die Förderung von Kreativität wichtig. Gute Ideen liegen ja nicht offen herum – dann wäre sicherlich längst jemand anderes darauf gekommen. Kreativitätstechniken helfen dabei, das berühmte „Thinking out of the box“ zu erreichen. Weiterhin müssen aber auch gesellschaftliche Veränderungsimpulse frühzeitig erkannt werden. Hierfür können Methoden der Markt- und Trendbeobachtung eingesetzt werden. Die Identifikation veränderter oder neu entstehender Kundenbedürfnisse bzw. ‑anforderungen ist in vielen Fällen der Startpunkt neuer Geschäftsideen.
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Und wie aufwendig ist es, diese Techniken in der Praxis einzusetzen?
Laumer
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. welche Kompetenzen und Strukturen im Unternehmen bereits vorhanden sind. Prinzipiell ist es immer möglich, auch kurzfristig und mit vergleichbar geringem Ressourcen- und Kostenaufwand einzelne Techniken in der Praxis einzusetzen. Aufwändiger wird es, wenn beispielsweise eine eigene Innovationseinheit aufgebaut werden soll, da hierfür zunächst die notwendigen Strukturen angelegt und Ressourcen bereitgestellt werden müssen. Welche Methoden in welchem Umfang eingesetzt werden sollten, hängt letztendlich von den gesetzten Zielen ab. Selbiges gilt für Strukturen und Ressourcen.
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Und die Teilnehmer Ihres Weiterbildungsmoduls nehmen dann viele tolle neue Geschäftsideen mit nach Hause?
Laumer
Ziel des Moduls ist es, die Teilnehmer mit einem „Baukasten“ an Methoden und Tools auszustatten, um selber neue Geschäftsideen entwickeln zu können. Die Teilnehmer lernen, welche Methoden wofür geeignet sind – vor allem durch die vielzähligen Praxisphasen der Veranstaltung. Das Methodenspektrum umfasst bewusst unterschiedliche Wege für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle: Angefangen bei der Trendforschung, über Methoden zur Szenarioentwicklung, bis hin zu Kreativitätstechniken wie „Design Thinking“ und „Business Model Canvas“. Dadurch werden die Teilnehmer in die Lage versetzt, bei ihren Vorhaben der Geschäftsmodellentwicklung zwischen den unterschiedlichen Methoden abzuwägen, z. B. in Bezug auf benötigte Kompetenzen, Kosten- und Zeitaufwand, aber auch hinsichtlich der Erfolgschancen.