ene't campus
Herr Bieber, Sie sind Dozent im Teilmodul „Digital Marketing: Management digitaler Marketingkampagnen“. Klassische Werbemaßnahmen wie etwa Anzeigen oder Postwurfsendungen haben doch immer recht gut funktioniert. Warum sollte man trotzdem zunehmend über digitale Medien werben?
Bieber
Das Mediennutzungsverhalten der Menschen hat sich radikal verändert. Menschen konsumieren mediale Inhalte mittlerweile wo sie wollen, wann sie wollen und wie sie wollen. Es ist daher wichtig, auf den richtigen Mix an geeigneten Werbemaßnahmen zu setzen. Der Trend geht dabei aber ganz klar zu einer immer stärkeren Nutzung digitaler Medien wie etwa Social Media – und zwar generationsübergreifend. Daher sollte die Werbung über digitale Medien eine zentrale Rolle in jedem Marketing-Mix einnehmen.
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Gibt es denn besonders gut geeignete digitale Marketingkanäle speziell für die Energiewirtschaft?
Bieber
Bei den preissensitiven Kunden spielen Online-Vergleichsportale und auch klassische Google-Werbung sicher nach wie vor eine wichtige Rolle. Aber es geht immer mehr darum, sich auch unabhängig vom Preis von den Wettbewerbern abzugrenzen. Machen Sie den Leuten klar, warum Ihr Produkt besser ist, als das der anderen. Klar können Sie jetzt sagen, dass z. B. der Strom aus der Steckdose doch für den Kunden immer der gleiche ist. Wie kann Ihr Strom da „besser“ sein? Ich sage: Das ist alles eine Frage des richtigen Marketings. Erzählen Sie Ihre eigene Story. Über ein Vergleichsportal geht das aber natürlich nicht. Über Social Media hingegen funktioniert das heutzutage sehr gut.
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Welche Rolle spielt „Big Data“ im Marketing?
Bieber
Die clevere Anwendung von Datenlogik ist essentiell für den Erfolg oder Misserfolg von digitaler Kundenansprache. Bereinigte und aufbereitete Daten sind die Grundlage erfolgreicher Kampagnenplanungen. Sie helfen Streuverluste zu verhindern und ermöglichen es so, das Maximum aus dem Budget herauszuholen. Mit einer soliden Datenbasis lässt sich das Marketing quasi auf „Autopilot“ schalten.
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Wie viele digitale Marketingkanäle sollte ein Energieversorger bespielen?
Bieber
Ziele und Zielgruppen bedingen die Auswahl der Kanäle, die zu besetzen sind. Entscheidend ist ein sorgsam vorbereitetes Konzept. Die Ansprache der Adressaten kann sich je nach Kanal und transportiertem Thema sehr unterschiedlich sein. Möchte sich ein Energieversorger auf XING als Dienstleister für Unternehmen präsentieren? Sollen Berichte über CSR-Aktivitäten auf Facebook neue Kundenpotenziale erschließen? Oder soll auf Instagram das Corporate Branding unterstützt werden? Der „viel hilft viel“-Ansatz ist dabei in der Regel wenig zielführend. Zu bedenken ist: Jeder Kanal bedeutet Aufwand.
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Welche Trends sind in den Marketingkanälen aktuell zu erkennen?
Bieber
Speziell im B2B-Bereich, also in der vertrieblichen Ansprache von Geschäftskunden, entwickelt sich LinkedIn derzeit prächtig. Das internationale Netzwerk wächst beständig und ermöglicht den Aufbau weitreichender Netzwerke entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Erweiterung „Sales Navigator“ bietet dabei sehr gute Möglichkeiten für gezielte Kundenansprachen. Nicht zu unterschätzen ist LinkedIn außerdem als Informationsquelle, um unmittelbar über aktuellste Innovationen seiner Branche informiert zu werden.
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Und die Teilnehmer Ihres Weiterbildungsmoduls nehmen direkt ein passendes Marketingkonzept mit nach Hause?
Bieber
Die Basis dafür bekommen die Teilnehmer definitiv mit auf den Weg. Ich zeige ihnen einen digitalen Handwerkskoffer mit vielen hilfreichen Tools. So erhalten die Teilnehmer einen Überblick darüber, was heutzutage im digitalen Marketing „State of the Art“ ist, wie man ein geeignetes Konzept für das eigene Unternehmen bzw. die eigene Story entwickelt und wie man die anschließende Umsetzung fortlaufend hocheffizient steuern und den Erfolg klar messen kann. So verfügen die Teilnehmer über das notwendige Rüstzeug, um im Anschluss vor Ort im eigenen Unternehmen das richtige Marketingkonzept für die eigene Story zu entwickeln.